Die Bank meiner Eltern (Volksbank) nimmt 1,00% beim Kauf/Verkauf ohne jede Begrenzung nach oben (Minimalbetrag 25 €). Sofern man in der Lage ist, die Order per Online-Brokerage selbst zu erteilen (bei älteren Menschen teils schwierig oder komplett unbekannt) sind immer noch 0,35% fällig, ebenfalls ohne Begrenzung nach oben (Minimalbetrag 15 €). Beim oben genannten Volumen von 90 k€ sind hier beim Kauf also 900 € Gebühren zu zahlen (online 315 €). Das ist vollkommen absurd. Diese Beträge sind nicht nur absolut gesehen eine Unverschämtheit, sondern stehen auch in keiner Relation zur erbrachten Dienstleistung. Man könnte jetzt natürlich argumentieren, dass das doch eigentlich alles immer noch total günstig ist, weil so ein Wertpapier an manchen Tagen ja locker mehr als 1% Plus macht. Das ändert aber nichts daran, dass einem sehr viel Geld ohne eine entsprechende Gegenleistung aus der Tasche gezogen wird, was dann natürlich von der Rendite abgeht.
Ich bin ja grundsätzlich der Meinung, dass eine Dienstleistung auch etwas kosten darf. Anders sieht es aus, wenn diese Dienstleistung bereits durch einen Dritten bezahlt wird (also indirekt durch mich bezahlt) und mir dann noch ein zweites Mal direkt in Rechnung gestellt werden soll. Was oft nicht bedacht wird: Nicht nur die Neo-Broker sondern auch die übrigen Broker erhalten Provisionszahlungen von den Fondsanbietern und Vergütungen durch die Handelsplätze. Nur dass letztere sich diese eben noch zusätzlich in die Tasche stecken. Noch verrückter: Je höher das Ordervolumen, desto höher die Zahlungen, die die Broker durch Dritte erhalten. Statt dem Kunden aber mit einem „Mengenrabatt“ entgegenzukommen oder zumindest eine fixe Ordergebühr zu erheben, passiert genau das Gegenteil und beim Kunden werden mit steigendem Ordervolumen immer noch höhere Gebühren abkassiert.
Grundsätzlich bin ich kein Freund von Geschäftsmodellen, bei denen Gebühren erhoben werden, die in keiner Relation zum Aufwand oder zur erbrachten Leistung stehen, sondern willkürlich anhand eines beliebigen Wertes erhoben werden. Wenn möglich lasse ich mich auf so etwas gar nicht mehr ein, leider lässt es sich nicht immer vermeiden (Notar, Grundbuchamt, Rechtsanwalt, …). Interessant finde ich, dass einige Broker Neukunden mit günstigen (und fixen) Ordergebühren anlocken (3,90 € pauschal für 3 Jahre bei
comdirect* bzw. für U30 sogar analog
TR* 1 € + 2% Guthabenzinsen) teilweise sogar die TR-Konditionen noch unterbieten (0,95 € pauschal für 12 Monate bei Consors), während die Bestandskunden weiterhin mit horrenden Gebühren abkassiert werden. Als Bestandskunde komme ich mir da ehrlich gesagt schon etwas veralbert vor. Das
Depot* bei
Comdirect* habe ich schon länger aufgelöst, da kam aber zusätzlich noch das Steuerchaos in 2022 dazu (um einiges schlimmer als bei TR) und die Fantasie-Gebühren (aka Clearstream), die einem dort (und nur dort) regelmäßig in Rechnung gestellt werden. Bei Consors laufen mittlerweile nur noch kostenlose ETF-Sparpläne, an denen der Broker offensichtlich trotzdem noch gut zu verdienen scheint.